"Ein weiterer Mitarbeiter, der die Rassismusvorwürfe bekräftigte, ist wegen eines Burn-outs krankgeschrieben. Die Angeschuldigten hingegen sitzen fest im Sattel: Das zuständige Sozialdepartement der grünen Regierungsrätin Susanne Hochuli hat sie von allen Vorwürfen reingewaschen. Es gebe «kein Rassismusproblem im Nachtdienst», wird nach einer internen Untersuchung festgehalten. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in einer Folienpräsentation zusammengefasst, die der WOZ vorliegt. Daraus geht hervor: Die Untersuchung wurde schludrig geführt, und die Verantwortlichen ergreifen klar Partei.
[...] René Baumgartner wurde bei der Präsentation der Untersuchung schlagartig bewusst: «Das zielt hier vor allem auf dich ab.» Die Präsentation ist vor allem eines: ein leicht genervter Aufruf zur Wiederherstellung der Ordnung. Was im Nachtdienst vor sich gehe, sei ein «Kindergarten», trug Stephan Campi, Generalsekretär des Sozialdepartements, den Nachtdienstmitarbeitern vor – und so steht es auch wörtlich in der Präsentation." (WOZ, 6. Oktober 2016)
Am 22. September 2016 stand ich mitten in einer Sitzung auf, legte Schlüsselbund und Ausweis auf den Tisch und ging nach Hause. Ich hatte soeben fristlos gekündigt. Dann nahm ich mit der Presse Kontakt auf. Ich übergab in der Folge der Wochenzeitung WOZ die gesamte Powerpoint-Präsentation des Generalsekretärs des Departementes Susanne Hochuli (Grüne Aargau). Es war mitten im Wahlkampf um den frei gewordenen Regierungsratssitz. Ich vermute, dass dieser Wahlkampf bei der Art und Weise der Disziplinaruntersuchung eine Rolle gespielt hatte.
Am selben Tag, als der Artikel in der WOZ - es war die Titelstory - am 6. Oktober 2016 erschien, erhielt die Staatsanwaltschaft Aarau-Lenzburg meine Selbstanzeige wegen Amtsgeheimnisverletzung. Zwei Tage später trudelte dann auch noch die Anzeige des Departementes Gesundheit und Soziales (DGS) bei der Staatsanwaltschaft ein.
Nach der Grünen Susanne Hochuli war Franziska Roth (SVP) als Regierungsrätin gewählt worden. Der Kandidat der Grünen war chancenlos. Im Juli 2017 nahm ich an Gesprächen mit Stephan Campi und der neuen Regierungsrätin Roth teil. Man wolle doch jetzt nach vorne schauen und nicht mehr zurück, sagte Frau Roth. Sie bot mir an, bei der Staatsanwaltschaft dafür zu sorgen, dass das laufende Strafverfahren des Offizialdelikts 'Amtsgeheimnisverletzung' auf Eis gelegt und dann eingestellt werde. Das gehe doch nicht, entgegnete ich. Doch, das gehe schon, mit der 'Desinteresse-Erklärung', erklärte die ehemalige Gerichtspräsidentin. Der Kanton Aargau als Geschädigter könne eine 'Desinteresse-Erklärung' machen. Obwohl ich sechs Jahre Kantonspolizist war, hatte ich noch nie davon gehört. Ich lehnte aber dankend ab. Solange der Fall mit den nicht befragten Mitarbeitern nicht aufgearbeitet sei, sei ich nicht bereit dazu, die Angelegenheit ad acta zu legen. Wenige Wochen später, anfangs September 2017, erhielt ich dann den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft mit einer saftigen Busse und zwei Jahren Bewährung. Ich bin jetzt also offiziell wegen Amtsgeheimnisverletzung vorbestraft.
Ich werde weiterhin für eine Aufarbeitung des Falles kämpfen. Anlässlich des erwähnten Gespräches mit Stephan Campi und dem neuen Leiter des Sozialdienstes fragte ich, weshalb der zuerst reingewaschene "Euthanasie-Befürworter" im Frühling 2017 entlassen worden war. Man wollte mir dazu keine Angaben machen...
Ausgerechnet in der Affäre um Jonas Fricker (Nationalrat, Grüne) macht Susanne Hochuli wieder von sich reden:
"Die Parteispitze der Grünen distanzierte sich unverzüglich und unmissverständlich von Frickers Aussagen. Dies war zwingend. Nur so konnte sie verhindern, dass die Skandalisierung auf sie übergreift. Nicht nur unnötig, sondern geradezu hinterhältig allerdings war, dass grüne Politiker nicht nur Frickers Worte weit von sich wiesen, sondern sich auch wortgewaltig von seiner Person distanzierten. So sagte alt Nationalrat Jo Lang, die Grünen wollten «kein Mitglied, das solch schlimmste Vergleiche macht und sie dann nicht einmal richtig klarstellt». Darum sei die letzte Konsequenz ein Parteiausschluss. Ebenfalls auf den Mann zielte die frühere Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli, die eine Verbindung zur rechtspopulistischen deutschen Partei AfD herstellte." (Aargauer Zeitung, 6. Oktober 2017)